Während der Trächtigkeit bzw. Schwangerschaft hat der Körper einen „normalen“ Bedarf an Calcium. Die notwendige Menge wird aus der Nahrung bzw. dem Futter aufgenommen. Bei der Laktation wird mit der Milch eine beträchtliche Menge Calcium abgeführt. Auch hierauf kann sich der Körper einstellen, indem ein größerer Anteil des Calciums aus der Nahrung aufgenommen wird. Die Aufnahme wird dabei hormonell (Parathormon) gesteuert und steht im engen Zusammenhang mit dem Phosphatstoffwechsel. Die Geburt der Frucht stellt einen Übergang zwischen beiden Stoffwechsellagen dar mit dem Problem, dass die Aufnahme an Calcium aus dem Futter noch nicht an die Abgabe in die Milch adaptiert ist. Dadurch kommt es zu einem plötzlichen Abfall des Calciumspiegels im Blut (freies Calcium).
Im Körper erfüllt Calcium verschiedene Funktionen. Eine davon liegt im Nervensystem bzw. in den Muskelzellen vor: Calcium ist notwendig, um Aktionspotenziale in Kontraktionen des Muskels zu vermitteln. Bei zu wenig Calcium lassen sich daher die Muskeln nicht mehr kontrahieren. Bei Tieren führt das letztlich dazu, dass die Tiere festliegen, d. h. sie nicht mehr zum Aufstehen zu bewegen sind. Bei andauerndem Calciummangel kommt es zwangsläufig zu einem Herzstillstand (das Herz besteht überwiegend aus Muskulatur) und damit zum Tode des Tieres.
Zur Vorbeugung der Krankheit kommen in der Milchproduktion verschiedene Verfahren zur Anwendung. In den letzten Jahren wurde versucht, mittels ca. 10 Tage vor dem errechneten Geburtstermin durchgeführter Vitamin D3-Injektionen den Calciumspiegel des Tieres zu erhöhen und ein Abgleiten in den Mangelzustand zu verhindern. Jedoch haben sowohl die Praxis, als auch Untersuchungen ergeben, dass diese Variante keinen signifikanten Schutz bietet. Ein weiterer Ansatz besteht darin, dem Tier während eines längeren vorgeburtlichen Zeitraumes calciumarme Futtermittel zu verabreichen oder Zusatzfutter, die das Calcium binden und für die Verdauung unverwertbar machen, um die körpereigenen Calciummobilisationsmechanismen zu aktivieren. Diese so genannte Transitfütterung scheint sich bei exakter Anwendung (verschiedene Stufen über mindestens drei Wochen) zu bewähren. Weiterhin bewährt hat sich die orale Eingabe von Calciumpräparaten unmittelbar nach der Geburt bei besonders gefährdeten Tieren (= Kühe mit hoher Milchleistung).
lg ela ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
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